Doping im Kraftsport: Woher kommt der Boom und wie gefährlich ist der Konsum?

Fitnesstraining und Bodybuilding erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Dies ist vor allem anhand der zahlreichen Neueröffnungen von Fitnessstudios erkennbar. Gründe für die Anmeldung in einem Fitnessstudio sind meist gesundheitlicher Natur. Doch bei vielen Erwachsenen und Jugendlichen rückt der Aspekt der Ästhetik immer deutlicher in den Vordergrund. Um das Ziel des Traumkörpers beziehungsweise der eigenen Vorstellung davon, zu erreichen, stellen viele Menschen nicht nur ihre Essgewohnheiten sondern ihren gesamten Lebensstil um. Die Folge: Peinlich genaue Einhaltung von bestimmten Schlafzeiten, Trainingsmethoden und Essgewohnheiten.

Getoppt wird das Ganze nicht selten mit unterstützenden Maßnahmen zum Muskelaufbau, welche sich häufig über Dopingmittel definieren. Das Erschreckende daran ist die einfache Verfügbarkeit von Anabolika, welche sich kinderleicht über das Internet beziehen lassen. Doch nicht nur die Mittel selbst, auch detaillierte Informationen zu Anwendungsmöglichkeiten, lassen sich überall im Netz abrufen. Ob auf dem PC oder dem Smartphone: Mit wenigen Klicks lassen sich die verschiedensten Dopingprodukte bestellen und auf dem klassischen Postweg ganz einfach nach Hause liefern. Der Missbrauch von anabolen Steroiden hat aktuell Hochkonjunktur und die zahlreichen Nebenwirkungen werden dabei häufig außer Acht gelassen.

Woher kommt der Doping-Boom?

Während wir das Thema Doping viele Jahre nur mit dem Leistungssport in Verbindung gebracht haben, lässt sich die Assoziation mit den sozialen Netzwerken aktuell nicht ausblenden. In modernen Medien präsentieren sich zahlreiche Vorbilder, welche sich ausschließlich über Ästhetik definieren und Jugendliche damit auf gefährliche Weise beeinflussen. Diese vermeintlichen Vorbilder lassen es sich häufig nicht nehmen, ihr Aussehen mit unerlaubten Mitteln zu modellieren, um einem Schönheitsideal zu entsprechen, welches überhaupt erst im Zuge der Globalisierung publiziert wurde. So kommt es, dass bereits 15-Jährige gefährliche Steroide spritzen, als würden sie supplementierende Vitaminpräparate konsumieren. Und dieser gesundheitsschädliche Trend zeichnet sich nicht nur in der Männerwelt ab: Die Anzahl junger Frauen, die ihr regelmäßiges Workout im Fitnessstudio mit dem Konsum von illegalen Substanzen kombinieren, ist in den letzten Jahren stetig gewachsen und hat sich mehr als verdoppelt.

Anabolika: Was genau ist das eigentlich?

Per Definition handelt es sich bei Anabolika um alle pharmakologischen Substanzen, welche sich durch eine muskelaufbauende Wirkung auszeichnen. In der Regel sind damit die sogenannten anabolen Steroide gemeint. Genau genommen handelt es sich um synthetische Abwandlungen von Testosteron, dem männlichen Geschlechtshormon. Es gibt aber noch weitere Dopingmittel, deren Eigenschaften dem Adrenalin ähneln. Gemeint sind die sogenannten Beta-2-Agonisten, welche unter anderem als Asthma-Präparate zum Einsatz kommen. Diese Medikamente kommen ebenfalls nicht ohne Nebenwirkungen aus. Eine dieser Nebenwirkungen bezieht sich auf die Steigerung der Proteinbiosynthese. Das bedeutet, dass der Muskelaufbau beschleunigt wird.

Das bekannteste Präparat ist Clenbuterol, welches seinen zweifelhaften Ruhm im Rahmen der Kälbermast erlangte, wo der Stoff illegal eingesetzt wurde. Zudem konnte der Wirkstoff im Jahr 1992 im Blut der Leichtathletin Kathrin Krabbe nachgewiesen werden. Im Jahr 2010 schaffte es Clenbuterol ebenfalls in die Medien, als Alberto Contador, der Sieger der damaligen Tour-de-France, mit dem Konsum in Zusammenhang gebracht wurde. Mittlerweile ist eine ganze Reihe neuartiger Substanzen aufgetaucht, welche man allesamt als Anabolika bezeichnen kann. Die dopende Sportszene fokussiert sich aber nach wie vor auf anabole Steroide. So geht es zumindest aus einer Untersuchung des Zentrums für Präventive Dopingforschung hervor: 87 Prozent der APEDs, also der „Appearance and performance enhancing drugs“, welche vom deutschen Zoll sichergestellt werden, sind anabole Steroide.

Die Wirkweise von Anabolika

Stellt man die Frage wie genau ein Anabolikum eigentlich wirkt, lautet die Antwort: Nach dem Vorbild der Natur. Die Proteinbiosynthese in den Zellen und Geweben wird durch anabole Steroide angeschaltet. Dies führt zu einer anabolen, also einer muskelaufbauenden Wirkung. In kürzester Zeit nimmt der Konsument massiv an Muskelmasse zu. In Zahlen ausgedrückt: Etwa drei bis vier Kilo in sechs Wochen. Zum Vergleich: Ohne Anabolika bedarf es ein Jahr reines Training, um etwa ein bis anderthalb Kilo Muskelmasse zuzunehmen. Und das auch nur unter der Prämisse, dass der Sportler ausreichend hart trainiert. An der nötigen Motivation und Ausdauer mangelt es den Dopern jedenfalls nicht, da Anabolika zusätzlich aggressiver und willensstärker machen. Ein weiterer Anreiz für den Konsum: Der Körperfettanteil wird verringert. Und nicht zuletzt erholen sich die Muskeln nach den Trainingseinheiten schneller, als wenn der Sportler ohne Dopingmittel an den Start geht. Für viele gestaltet sich der Konsum von Anabolika deshalb auch im Mannschaftssport als interessant.

Was macht den Konsum so gefährlich?

Mit den eben erwähnten positiven Wirkweisen geraten die unerwünschten Nebenwirkungen schnell aus der Beachtungszone. Und diese überwiegen deutlich, weshalb es dringend ratsam ist, die Finger davon zu lassen. Um den muskelaufbauenden Effekt von Anabolika nutzen zu können, ist der Konsum von sehr hohen Dosen erforderlich. Die von vielen Dopern eingenommene Dosis zum Muskelaufbau ist für gewöhnlich 100- bis 500-mal höher als die Menge, welche für pharamakologisch angewendete Therapien empfohlen wird. Dies lässt sich am besten mit einem Vergleich für Kopfschmerztabletten verdeutlichen: Wenn der Beipackzettel darauf hinweist, dass täglich nicht mehr als vier Tabletten konsumiert werden sollten, würde das für den Doper bedeuten, dass er dennoch 400 bis 2.000 Tabletten täglich einwirft. In Bezug auf Kopfschmerztabletten würde der Konsument an einer dermaßen hohen Dosis vermutlich sterben. Bei Anabolika ist das jedoch nicht der Fall. Zumindest nicht sofort.

Welche Nebenwirkungen bringt der Konsum von Anabolika mit sich?

Hier muss wie folgt unterschieden werden:

  • Akute Nebenwirkungen
  • Mittelfristige Nebenwirkungen
  • Langfristige Nebenwirkungen

Viele der akuten Nebenwirkungen sind so unterschwellig, dass Konsumenten davon gar nichts mitbekommen. Zum Beispiel wenn es um die körpereigene Produktion von Testosteron geht. Wer das künstlich produzierte Hormon in hohen Dosen zuführt, sorgt dafür, dass die Produktion im Körper lahmgelegt wird. Dies hat zur Folge, dass auch die Spermienproduktion maßgeblich eingeschränkt wird. Die damit einhergehende Zeugungsunfähigkeit kann nach dem Absetzen der Dopingmittel zwar teilweise rückgängig gemacht werden, doch in vielen Fällen eben auch nicht.

Haarausfall kann weitere Nebenwirkung sein

Eine weitere gefürchtete Nebenwirkung definiert sich über den unerwünschten Haarausfall. Zwar bestehen hierbei keine gesundheitlichen Gefahren, jedoch bringt der Verlust der Haare in den meisten Fällen eine erhebliche Belastung auf psychischer Ebene mit sich. Oft handelt es sich um einen schleichenden Prozess, welcher harmlos beginnt. Zunächst erweist sich die Kopfhaut als etwas empfindlicher als sonst und auch in der Bürste befinden sich mehr Haare als sonst. Gerade so viel, dass es kaum auffällt. Richtig wahrgenommen wird der Haarausfall meist erst dann, wenn sich auch auf dem Kopfkissen und im Abfluss der Dusche zahlreiche ausgefallene Haare angesammelt haben.

Dann hat der Konsument einen Punkt erreicht, an welchem sofortiges Eingreifen erforderlich ist. Schließlich handelt es sich beim Haarausfall um einen kontinuierlichen Prozess, welcher sich immer weiter ausprägt. Kommt dann noch eine genetische Vorbelastung hinzu, nimmt diese großen Einfluss auf den weiteren Verlauf. Es drohen:

  • Geheimratsecken
  • Allgemeine Ausdünnung
  • Glatze

Lässt man den Konsum von anabolen Steroiden mal außer Acht, dann erweist sich das Hormon Dihydrotestosteron (DHT) als Hauptursache für Haarausfall. Der körpereigene Stoff wird nicht nur aus Testosteron sondern auch aus einigen seiner Metaboliten produziert. Das Enzym 5-alpha-Reduktase sorgt für die Konvertierung zu DHT. Dieses Enzym wird in zwei Subtypen unterteilt:

  • 5-alpha-Reduktase Typ I
  • 5-alpha-Reduktase Typ II

Ersteres ist für den vorderen Teil der Kopfhaut und letzteres für den gesamten Teil der Kopfhaut verantwortlich.

Die Wachstumsphase der Haare wird durch das DHT in hoher Konzentration verkürzt. Das Haar tritt in Folge nur kaum sichtbar hervor. Beide Typen des 5-alpha-Reduktase-Enzyms kommen im vorderen Teil der Kopfhaut vor, wodurch die sogenannten Geheimratsecken entstehen. Im hinteren Teil der Kopfhaut kommt nur das 5AR Typ II Enzym zum Einsatz, welches dort den Haarausfall versucht. Dieser ist auch als die typische „Platte“ bekannt. Wird der gesamte Vorgang nicht mit geeigneten Präparaten behandelt, beginnen die Haarwurzeln zu degenerieren. Das passiert auch, wenn eine genetische Vorbelastung existent ist. Dabei schrumpfen die Haarwurzeln in sich zusammen, da diese durch das DHT geschwächt und geschädigt werden.

Hat man es so weit kommen lassen, ist es an der Zeit sich von dem Wunschdenken zu verabschieden, dass sich das Problem von allein löst und lediglich ein paar Tage dauert. Schließlich nimmt allein die Ruhephase der Haare schon zwei bis vier Monate in Anspruch, weshalb sich Erfolge durch medikamentöse Behandlungen frühestens vier bis sechs Monate später einstellen. Erste Vorzeichen sollten deshalb als Warnsignale erkannt werden: Sobald sich die Sensibilisierung der Kopfhaut einstellt, besteht bereits Handlungsbedarf. Dabei regiert die Kopfhaut empfindlich auf mechanische Reize. Schon Berührungen mit den Fingern können ein unangenehmes Gefühl auslösen.

 


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